Herbstwanderung
Golden und rot leuchtende Blätter
in tief stehender Sonne.
Farben explodieren
verschwenderisch
trunken
vergehend.
Reife Früchte
Beeren unbekannten Namens
aromatische Fülle
Ahnung von Fäulnis.
Vögel sammeln sich
Kraniche ziehen
Wespen umsummen das Obst
Waldtiere bereiten sich vor.
Altweiberfäden zeigen sich
in schrägen Sonnenstrahlen,
auf Spinnweben glitzern Tautropfen,
ein Blatt dreht sich herabfallend
in seiner farbigen Schönheit.
Es riecht feucht
intensiv
erdig
nach Pilzen
nassem Holz
Tannennadeln
sich zersetzenden Blättern
Wildschweinen.
Dieser Geruch:
unvergesslich
Heimat.
Ich sammle bunte Zweige
die letzten Blüten
Äste mit Beeren
anmutige Gräser –
sie werden das Zimmer schmücken.
Bald sind die Zweige kahl,
tragen die Äste nur noch sich selbst
die Gräser hängen,
sie haben ihre Schönheit überlebt.
Die Vase bleibt leer.
Bald wird der weich-feuchte Waldboden
frosthart
Schnee bedeckt die abgestorbenen Blätter.
Die große Stille zieht ein.
Text from Renate Augenstein